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Was am Himgesberg gebaut werden soll

Am Himgesberg zwischen Kalkum und Zeppenheim gibt es ein etwa fünf Hektar großes Grundstück, das der Diakonie Kaiserswerth gehört. Ein klar umrissenes Gebiet, das mit A, B, C und D gekennzeichnet ist, soll zu Bauland entwickelt werden, auf dem etwa 500 Wohnungen entstehen könnten. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Grundstücks sollen wiederum Mitarbeiterwohnungen finanziert werden. Denn die Diakonie wirbt auch damit, neue Arbeitsplätze in der Region und in der Nähe der Diakonie zu schaffen.

Von der Planung, die der Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller erst noch in der Oktober-Sitzung der Bezirksvertretung für vertretbar gehalten hat, sind drei Seen betroffen, der Fliedner-, Lambertus- und Suitbertussee ebenso wie das hier beheimatete Biotop.

Doch längst schon haben sich Anwohner aus dem unmittelbar betroffenen Gebiet rund um den Zeppenheimer Weg, der Alten Kalkumer Straße und dem Weg zu den Hingbenden energisch zu Wort gemeldet, weil sie um die Lebensqualität und die Überlastung der bestehenden Infrastruktur fürchten. Sie haben sich in der Nachbarschaftshilfe Wohnen am Hingesberg organisiert und ein Gespräch mit der Kaiserswerther Diakonie geführt. Des weiteren sind sie aktiv in der Organisation Stadt Land Fluss für den Düsseldorfer Norden (www.unser-norden.org).

Was Stadt Land Fluss fordert
Knapp 700 Unterschriften hat die Petition Stadt Land Fluss bisher gesammelt, mehr als die Hälfte der Unterzeichner wohnen im Norden. Sie sorgen sich um folgende Themen und fordern klare Antworten von der Verwaltung, der Politik und der Kaiserswerther Diakonie (KWD).

Ihre Punkte sind:
. Ein schlüssiges Konzept für die Stadtentwicklung
. Verdichtung und Zuzug im Düsseldorfer Norden
. Ausbau des Flughafens
. ÖPNV Planung und Entwicklung
. Verkehrssituation
. Starkregenereignisse und Sperrung der Kittelbachbrücke

Stadt Land Fluss sieht ein, dass sich die KWD weiter entwickeln muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aber nicht auf Kosten der Umwelt und der natürlichen Ressourcen. Außerdem will Stadt Land Fluss wissen, wie viel Wohnraum Am Himgesberg genau geplant ist.

Die Antworten der Kaiserswerther Diakonie
An dem Gespräch mit der Kaiserswerther Diakonie am 4. September 2021 hat Pfarrerin Ute Schneider-Smietana als Vorstandssprecherin teilgenommen. Dirk Schmidt als Leiter der Abteilung Immobilien und Anette Debusmann als Leiterin der Unternehmenskommunikation waren dabei. Von Stadt Land Fluss nahmen teil: Melanie Neuhaus, Achim Niemeyer und Kay Schenk.

Die Kaiserswerther Diakonie (KWD) gab an, dass es seit 2008 einen Masterplan gebe, der der Verwaltung in Kürze vorgestellt werden solle. Sobald die Verwaltung hier grünes Licht gegeben habe, werde das Ergebnis auch Stadt Land Fluss vorgestellt.

Auch gebe es ein Gutachten für die Flächen, betonte Dirk Schmidt als Immobilienexperte. Noch sei nicht klar, wie viele Wohnungen überhaupt gebraucht werden.

Nicht nur die Nachbarschaftshilfe Am Himgesberg, auch Stadt Land Fluss verwiesen darauf, dass die KWD ja viele Bestandsgebäude auf ihrem Gelände habe, die ja auch um- oder ausgebaut werden könnten, um so Raum für neue Mitarbeiter*innen zu schaffen.

Die KWD verwies auf den Denkmalschutz. Der würde einer weiteren Bebauung hier im Wege stehen. Was mit dem inzwischen leerstehenden Internat geschehe, das auf der Alten Landstraße ist und der KWD gehört, wurde diskutiert. Dabei kämen verschiedene Nutzungsmöglichkeiten in Frage: für das Florence-Nightingale-Krankenhaus, für Bildung & Verwaltung, für das Hotel MutterHaus, für das Hospiz mit zehn Plätzen, für eine Palliativstation.

Auch ein Parkhaus soll neu gebaut werden, um Raum für PKW’s zu schaffen. Die KWD hat eine Verkehrszählung in Auftrag gegeben, um einzuschätzen, wie hoch der Anteil der Studierenden an der Fliedner Fachhochschule und der Mitarbeiter*innen der KWD am Verkehrsaufkommen ist. Ergebnis: Es kommen viel mehr mit dem Auto nach Kaiserswerth als gedacht.

Die KWD argumentiert so, dass neuer Wohnraum Personal bindet. Außerdem wären attraktive Wohnungen ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Arbeitgebern.

Dass das Himgesberger Wäldchen inzwischen gerodet werden musste, hing, so die KWD, mit der Rußrindenkrankheit zusammen. Ersatzpflanzungen werden vorgenommen. Ansprechpartnerin für weitere Fragen sei Anette Debusmann, Leitung Unternehmenskommunikation.

Fazit für Stadt Land Fluss Es scheint, dass die KWD noch keine konkrete Bedarfsplanung für die Mitarbeiterwohnungen hat.

Bisher hat die KWD keine Befragung der Mitarbeiter*innen durchgeführt.

Und noch fehlt die Transparenz, inwieweit Bestandsgebäude auf dem Gelände der KWD möglich sind. Inwieweit sich die Pandemie auf die Arbeitsplätze und die künftige Situation auswirkt, findet bisher überhaupt keine Berücksichtigung in den Erklärungen der KWD.

Und zum Schluss nochmals zum Klima
KAKDUS
Als vor Jahren die Landeshauptstadt Düsseldorf die klimatischen Veränderungen in der Stadt nicht länger ignorieren konnte, gab der Ausschuss für Umweltschutz der Verwaltung den Auftrag, die klimatischen Veränderungen zu untersuchen und vor allem die langfristigen Konsequenzen daraus festzuhalten.

Das Ergebnis war der so genannte KAKDUS, das Klima-Anpassungskonzept für Düsseldorf, welches eine Expertin in der Sitzung der Bezirksvertretung 05 im Sommer 2017 den Lokalpolitikern vorstellte.

Fazit: Der Rat der Stadt hat das Klima-Anpassungskonzept im Dezember 2017 beschlossen und sich somit auf die Durchführung dreier wesentlicher Punkte geeinigt.

Auf die Widerstandsfähigkeit der Umwelt gegen Klimafolgen.

Auf die Wahrung der Lebensqualität durch die Berücksichtigung klimatischer Veränderungen. Und auf den Erhalt der Attraktivität des Standorts Düsseldorf.

Inwieweit ein „Flächenfraß“ solcher neuer Baugebiete Am Himgesberg zu den Erkenntnissen durch KAKDUS passt, darf kritisch hinterfragt werden.

Gabriele Schreckenberg
25. November 2021